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Burnout vorbeugen: Strategien zur Steigerung der Mitarbeiterbindung und Produktivität

November 11, 2024

Burnout ist heute eine grosse Herausforderung – besonders in Europa und der Schweiz, wo die Auswirkungen weit über das individuelle Wohlbefinden hinausreichen und ganze Teams sowie Organisationen betreffen. HR-Verantwortliche wissen immer besser, dass unbehandelter Burnout Produktivität, Teamgeist und Rentabilität ernsthaft beeinträchtigen kann.

Laut Gallup-Bericht [Gallup Global Workplace Report 2024] haben Stress und Burnout weltweit historische Höchststände erreicht und zeigen keine Anzeichen einer Verbesserung. Der Bericht zeigt ausserdem, dass sich das mentale Wohlbefinden der Menschen in den letzten zehn Jahren kontinuierlich verschlechtert hat. Stress, Traurigkeit, Angst, Wut und Sorge haben die höchsten Werte erreicht, seit Gallup die Erhebungen durchführt. Jon Clifton, CEO von Gallup, stellt fest: „Dies ist ein besorgniserregender Trend, den Organisationen nicht länger ignorieren können.“

In Europa geben nur 13 % der Mitarbeitenden an, sich wirklich in ihrer Arbeit engagiert zu fühlen – weit hinter Ländern wie den USA, wo die Engagement-Quote bei etwa 33 % liegt, und auch unter dem globalen Durchschnitt von 23 % [Gallup Global Workplace Report 2024]. In der Schweiz nehmen burn-out-bedingte Absenzen zu, da Stress die Arbeitskräfte belastet und die Fehlzeiten steigen lässt. 

Die wahren Kosten von Burnout für Unternehmen

Burnout verursacht hohe Kosten, insbesondere in der DACH-Region. Schweizer Organisationen tragen besonders die finanziellen Folgen von Produktivitätsverlusten und burn-out-bedingter Fehlzeiten. Ein Bericht der SWICA aus dem Jahr 2022 zeigt, dass arbeitsbedingte Ausfälle aufgrund von Stress zunehmen, wobei die Arbeitsbelastung und fehlende Grenzen als Hauptursachen gelten. Die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit bei psychischen Gründen dauert etwa 218 Tage, und 95 Prozent davon sind Vollzeit-Krankmeldungen [SWICA].

Der Gallup Global Workplace Report 2024 verdeutlicht die wirtschaftlichen Auswirkungen: Burnout und mangelndes Engagement kosten Unternehmen weltweit jährlich fast 9 Billionen US-Dollar. Im Gegensatz dazu berichten Unternehmen mit engagierten Mitarbeitenden von einer Steigerung des operativen Einkommens um bis zu 19 %, was die Vorteile eines unterstützenden Arbeitsumfelds zeigt [Towers Watson, Global Workforce Study].

Besonders betroffen sind Branchen mit hoher Arbeitsbelastung wie Finanzen, Gesundheitswesen und Technologie. In der Schweiz stehen zum Beispiel die Technologie- und Finanzsektoren vor grossen Herausforderungen in Bezug auf Mitarbeiterstress und Burnout [Gallup-Bericht 2024]. Starre Arbeitsstrukturen, ein Mangel an Flexibilität und eine Kultur, die lange Arbeitszeiten betont, fordern ihren Tribut, wobei viele Schweizer Angestellte sich nicht in der Lage fühlen, abzuschalten und neue Energie zu tanken.

Verständnis der Ursachen von Burnout

Burnout ist nicht nur das Gefühl, überarbeitet zu sein; es ist eine emotionale, mentale und physische Erschöpfung, die sich über die Zeit aufbaut, oft bedingt durch chronischen Stress und fehlende Unterstützung. Häufige Auslöser sind übermässige Arbeitslast, unklare Arbeitsanforderungen, minimale Unterstützung und Konflikte am Arbeitsplatz. Wenn diese Probleme unbehandelt bleiben, beeinträchtigt Burnout nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern kann auch die Produktivität und das Engagement im Unternehmen erheblich senken.

Diese Erkenntnisse bestätigen auch atworks interne Untersuchungen. Unsere Daten quantifizieren HR-Faktoren, die statistisch mit Herausforderungen im Stressmanagement zusammenhängen. Zu den wichtigsten Einflussfaktoren gehören:

  1. Arbeitslastbewältigung (β = 0.398)
  2. Work-Life-Balance (β = 0.291)
  3. Emotionsmanagement (β = 0.134)
  4. Feedback (β = 0.197)

Weitere Einflussfaktoren sind soziale Unterstützung (β = 0.101), Vergütung & Leistungen (β = 0.076), Führungsunterstützung (β = 0.059), Value Alignement (β = 0.052) und andere.


Beispiel:  Der Wert zwischen Mitarbeiterengagement und Arbeitsleistung beträgt β = 0,480, was viel höher ist als der statistische Beziehungswert zwischen Ibuprofen und der Schmerzreduktion (β = 0,140). 


Die Bedeutung von Work-Life-Balance

Neben der Arbeitslastbewältigung ist eine ausgewogene Work-Life-Balance essenziell, um Burnout vorzubeugen und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken. 

Für Mitarbeitende bedeutet dies, klare Grenzen zu setzen, Stress zu managen und Zeit für persönliche Interessen zu finden. Unternehmen können dies unterstützen, indem sie flexible Arbeitsmodelle an individuelle Bedürfnisse anpassen, statt nur eine Einheitslösung anzubieten. Direkte Befragungen der Mitarbeitenden helfen oft, gezielt herauszufinden, was zur Balance beiträgt, sodass Unternehmen ihre Teams schneller und effektiver unterstützen können.

Zentrale Strategien zur Burnout-Prävention und Steigerung des Engagements

Für Unternehmen, die Burnout vorbeugen möchten, ergeben sich folgende Schwerpunktbereiche, basierend auf Forschungsergebnissen und atworks Erkenntnissen:

1. Ausgewogene Arbeitsbelastung 

Eine gerechte Verteilung der Arbeitsbelastung und die Förderung von Teamarbeit verringern Stress und beugen Burnout vor. atworks Forschungsergebnisse zeigen, dass das Schaffen einer gerechten Arbeitslast das Gleichgewicht von Arbeit und Leben deutlich verbessert *(β = 0.677).

2. Mitarbeiterempowerment und positive Arbeitsbeziehungen

Mitarbeitenden Einfluss auf ihre Arbeit zu geben und ein unterstützendes Teamklima zu schaffen, fördert ein engagiertes Arbeitsumfeld. Laut atwork besteht eine enge Verbindung zwischen der Einflussnahme auf die Arbeit (β = 0.267) und einer positiven Work-Life-Balance. Ein Klima des Vertrauens und der Unterstützung fördert das Engagement und senkt das Burnout-Risiko.

3. Klare Kommunikation und regelmässige Anerkennung Effektive 

Effektive Kommunikation und kontinuierliche Anerkennung motivieren Mitarbeitende und stärken die Teammoral. Kommunikation funktioniert aber in beide Richtungen. Es sollten Methoden eingerichtet werden, eine offene Kommunikation auf allen Ebenen, sowohl formal als auch informell, zu gewährleisten. Eine offene Kommunikationskultur, in der Mitarbeitende ihre Ideen und Bedenken einbringen können, steigert das Engagement und das Zugehörigkeitsgefühl.

4. Flexible Arbeitsmodelle 

Arbeitgeber, die flexible Arbeitsprogramme anbieten, verzeichnen niedrigere Burnout-Raten und eine höhere Mitarbeiterbindung, Engagement und Produktivität. Flexibilität ist heute ein Hauptgrund, warum Mitarbeitende in einer Organisation bleiben und ihr Bestes geben.

In Europa haben Länder wie Frankreich, Belgien und Spanien „Recht auf Abschalten“-Gesetze eingeführt, die die Bedeutung von Erholung betonen. Ähnliche Richtlinien könnten auch HR-Leitende in der Schweiz in Erwägung ziehen, um Burnout zu reduzieren und das Engagement zu steigern [Eurofund].

5. Programme für Wohlbefinden und Wachstum 

Verschiedene Möglichkeiten zur Förderung der mentalen, physischen und emotionalen Gesundheit der Mitarbeitenden nehmen an Bedeutung zu. Unternehmen, die in persönliche Entwicklung und Gesundheitsprogramme investieren, zeigen ihr Engagement für die Mitarbeitenden. Dies kann flexible Bildungszeiten, Weiterbildungsstipendien oder Zugang zu Ressourcen wie Meditations-Apps und Fitnessangeboten umfassen.

6. Mitarbeiter-Feedback & präventive Einblicke 

Durch regelmässiges Feedback und Datenanalysen gewinnen HR-Teams wertvolle Einblicke in die Bedürfnisse der Belegschaft. So können sie Burnout frühzeitig erkennen und präventive Massnahmen ergreifen. Tools zur Mitarbeiterbefragung, Employee Listening und People Analytics unterstützen HR-Teams, die Engagement- und Stresslevel zu erfassen und proaktive und präventive Anpassungen vorzunehmen.

Auf dem Weg zu einer resilienten Belegschaft

Burnout ist ein ernstes Thema, das in der Schweiz und Europa steigende Abwesenheiten zur Folge hat. Proaktive Massnahmen für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sind daher unerlässlich. HR-Verantwortliche können durch gezielte Massnahmen – von Arbeitslastbewältigung über Kommunikation, hin zu Flexibilität oder Gesundheitsförderung – ein gesundes und engagiertes Arbeitsumfeld schaffen.

atworks KI-unterstützten Vorraussagen ermöglichen es HR-Abteilungen, Burnoutrisiken frühzeitig zu erkennen und eine produktive Arbeitsatmosphäre zu fördern, die sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Unternehmen zugutekommt. Mit atworks Tools können HR-Leitende den Grundstein für eine resiliente und engagierte Belegschaft legen, die zum Unternehmenserfolg beiträgt.

*[interne atwork-Forschung] – Der Wert (β = XX) zeigt die eindimensionale statistische Beziehung zwischen dem Auslöser und der Auswirkung an.